52°49' Nord, 13°48' Ost - Leben in Eberswalde



Die eierlegende Wollmilchsau


Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen vom Leben und Wohnen. Ein gut ausgestattetes freistehendes Haus mit Fernblick in urbaner und doch ruhiger Lage, mindestens 120 qm groß und mit mindestens 4 Zimmern zu einer erschwinglichen Miete sollte es schon sein. Ein aussichtsloses Unterfangen! Entweder stimmte die Lage, die Größe oder der Preis. Eine Übereinstimmung aller Wünsche war nicht möglich.


Ein Kompromiss - nah und doch weit genug weg


Nahe der Heimat Berlin und doch nicht mitten im Moloch und der zunehmenden Hektik der wachsenden Großstadt, in der alles schief zu laufen scheint, was geplant und angepackt wird. Heillos überfüllte Straße und überforderter Öffentlicher Nahverkehr.


Wir haben unser Glück in Eberswalde gefunden. Die Menschen hier sind brummig, verschlossen, entspannt, freundlich, umgänglich und gesprächig, also wie überall. Kurzum, hier lässt es sich leben.


Zugegeben, bis auf den täglichen Bedarf, der gut abgedeckt wird, ist hier nicht viel zu holen. Für besondere Anschaffungen fährt man nach Berlin. Mittlerweile hat sich die Fahrzeit mit öffentlichen Verkehrsmittel verringert. Mit der Regional-Bahn ist man in 35 Minuten am Berliner Hauptbahnhof. Eine Verkürzung des Zeittaktes in die jeweilige Richtung ist jedoch wünschenswert. 

Für eine S-Bahn-Fahrt von Berlin-Wannsee bis Berlin-Gesundbrunnen benötigt man 45 Minuten. So wird der Eindruck erweckt, man wohne in einem Randbezirk der Hauptstadt.


Wir sprechen eine Sprache


Eberswalder Kanaldeutsch, auch Finower Kanaldeutsch genannt, ist kein eigenständiger Dialekt, sondern eine Varietät des Berliner Dialektes. Hier heißt der Tag vor dem Sonntag immer noch Sonnabend, wie in Berlin auch. Die Flaggen der Bundesländer Brandenburg und Berlin tragen beide die Farben Rot und Weiß.


Unternehmen Sie einen virtuellen Rundgang durch Eberswalde.


Ein Blick auf den Standort


Eberswalde, mit seinen mehr als 43.000 Einwohnern, gehört zum erweiterten Speckgürtel Berlins. Die Stadt bemüht sich darum die Einwohnerzahl durch die Anwerbung von Berlinern und Berlinerinnen zu erhöhen.


Das kann nur dann gelingen, wenn der ÖPNV, die Infrastruktur und das Angebot seitens der Gastronomie und des Einzelhandels verbessert werden. Bislang macht Eberswalde hier leider eher Rück- statt Fortschritte.

Allein in den letzten vier Jahren zogen sich drei Einzelhändler, ein Café und vier Restaurants vom Markt zurück.


Die Corona-Krise befeuerte zusätzlich den Niedergang der wenigen Einzelhändler und Gastronomen.


Will Eberswalde nicht zur reinen Schlafstadt für Großstädter werden, muss mehr getan werden, um die Attraktivität des Ortes zu steigern. Eberswalde verliert an Attraktivität durch Stillstand. Bauvorhaben werden seit Jahren verhindert, endlose Diskussionen um die Stadtplanung lähmen die Durchsetzung. Auch hier sind es die Zugezogenen und temporären Einwohner, die für Blockaden sorgen.

In diesem Zusammenhang sollten die Verantwortlichen mehr auf die Bürger hören, die auch langfristig hier wohnen werden.


Trotz einer Vielzahl von Pendlern in die Hauptstadt bleibt die Verkehrsanbindung mit Öffentlichen Verkehrsmitteln im Stundentakt unzureichend. Auch hier muss dringend etwas unternommen werden. Die Züge der Regional-Bahn sind zu jeder Zeit überfüllt. In den Sommermonaten kommen auch noch die Ausflügler der Hauptstadt hinzu. Wenn der letzte Zug aus Berlin in Eberswalde eintrifft, fahren keine Busse mehr, die die Reisenden zum eigentlichen Ziel bringen sollten.


Die neuen Einsparmaßnahmen der Bundesregierung im Bereich Verkehr werden die Situation eher verschärfen als verbessern.


Eberswalde darf nicht vergessen, dass es im Wettbewerb mit anderen Orten und Städten im Speckgürtel Berlins steht.

Schaut man sich Orte wie Nauen, Schöneiche, Oranienburg und andere einmal genauer an, stellt man fest, dass diese attraktiver sind. Selbst Schwedt an der Oder, welches 30.000 Einwohner, also 13.000 Einwohner weniger als Eberswalde, zählt, verfügt über bessere  Einkaufsmöglichkeiten.


Die Landesregierung kennt scheinbar nur den Kreis Potsdam und Kreise westlich und südlich Berlins. Der Barnim und die Uckermark werden permanent ausgeklammert oder vergessen.


Strukturell gibt es noch sehr viel zu tun. Die Devise muss endlich lauten: „Machen statt reden“!